Günter Marnau,Fotokunst 


Epilog
"Zu wenig! Zu wenig!"
Professor Shrewsbury
in "Das Manuskript des Andrew Phelan"


"Aber wenn man schon mal soviel weiß wie wir, sind sie außerordentlich aufschlußreich."

Für den der nicht ... glaubt, sind solche Berichte ohne Bedeutung, ja sie werden ihm nur allzu leicht als hysterischer Unsinn erscheinen; wenn man dagegen allem Ungewöhnlichen gegenüber aufgeschlossen ist, erscheinen sie einem in ganz anderem Licht. Man kann sie nicht einfach als Phantasiegebilde abtun"
Professor Shrewsbury
in "Die schwarze Insel"

Aus Informationseinheiten Wissen machen, um zu erkennen, was Realität ist, Gegenwart werden soll und wie man als Guter das Böse bekämpfen kann. Ein uraltes Thema, das hier nun anhand von 1.975.700 Informationseinheiten beschrieben wird, die durch geschickte Verknüpfungen unter Verwendung von Analyse- und Darstellungsalgorythmen zu tatsächlichen 44.479.821 Informationseinheiten wurden.
Die Sinnhaftigkeit von der Sammlung und Analyse von Informationseinheiten wird den geneigten Lesenden dieses Textes geradezu ins Auge springen. Wird doch gezeigt, wie Informationen versteckt werden und wie man sie finden kann. Da dieses eine ganz alte Geschichte ist, finden sich Zitate aus alter Zeit, mit denen die fortdauernde Aktualität dieses Themas unterstrichen wird. Die leichtgewichtigen Anspielungen auf Ereignisse aus gerade vergangener Gegenwart und naher Zukunft wird hoffentlich das Interesse des Publikums soweit anregen, dass einige doch bis zum Ende Text und Bilder durchsehen, vielleicht studieren und eventuell Parallelen zu eigenen Erfahrungen erkennen.
ABER: Warnung: Bereits Andere sind den Weg der Gewalt gegangen, um Gutes zu tun und sie sind gescheitert.

Kapitel 1 Harmlos oder ?


Eine ganz gewöhnliche Blüte einer fast allgegenwärtigen eher unscheinbaren Pflanze. Sie stammt aus den Anden und verbreitet sich immer mehr auf diesem Planeten.
Einige erstaunliche Fähigkeiten machen es ihr einfach: Sie ist resistent gegen Viren und Bakterien und so gut wie kein Pilz kann ihr etwas anhaben.
Schon vor längerer Zeit fiel diese Pflanze deswegen auf. Diese Kombination ist ungewöhnlich. Es ist nicht erklärbar, weshalb sie Resistenzen gegen Angriffe entwickeln konnte, die in ihrem eigentlichen Lebensraum nicht vorkommen. Bis heute ist der Forschung vieles unklar geblieben. Niemand hat es geschafft, den Ursprungsort der Pflanze zu lokalisieren. Es scheint so zu sein, dass sie hauptsächlich aus den südamerikanischen Anden stammt. Vielleicht aus einem Tal nahe Macchu Picchu. Es wurden aber auch Verbreitungswege gefunden, die zurückverfolgt werden konnten bis Ponape in der Südsee oder bis zu den Osterinseln. Es scheint so, dass die Verbeitungswege keine Verbindung zueinander haben. Erstaunlicher Weise scheint die Verbreitung der Pflanze Parallelen aufzuweisen zu einer Reihe von uralten Legenden.

Mit meinen bescheidenen Fähigkeiten wollte ich dem weiter auf den Grund gehen. Da es mir an finanziellen Mitteln mangelt für größere Forschungsreisen, fing ich an mir die Blüte einer dieser Pflanze genauer anzusehen. Eine Ahnung von Strukturen stieg mir in den Sinn, dunkle lange nicht genutzte Stellen in meinem Gedächtnis fingen plötzlich an sich zu regen.
Mir waren die Arbeiten zur Wissenschaft der Steganographie bekannt und mit einem Werkzeug zur Stegano-Analyse begann ich mich den Geheimnissen der Pflanze zu nähern.
Im Nachhinein muss ich sagen, mein Schlaf ist unruhiger geworden und ich warne vor dem Weiterlesen.

Ich erinnerte mich, als hätte ich es erst gestern gelesen: "Dann plötzlich erschien ein Ding, das kaum mehr war als eine protoplasmatische Masse, an der tausend Tenkalen jeder Länge und Dicke zappelten und peitschten, und deren Kopf mal ein amorpher Klumpen, mal das Zerrbild eines menschlichen Kopfes war.". Um eine einfache optische Täuschung ausschliessen zu können, drehte ich an verschiedenen Schaltern, änderte Einstellungen an dem Analysegerät, jedoch das Ergebnis blieb. Nicht nur, dass es blieb, es wurde immer deutlicher, dass diese Pflanze dabei war, mir Informationen über eine monströse Gefahr zu geben, die viele bereits verdrängt haben, noch mehr nie gekannt haben (die Glücklichen).

Kapitel 2 Ein Plan?

"Die Kreatur erinnerte in ihren Umrissen deutlich an eine menschliche Gestalt, aber der Kopf war der eines Kraken und das Gesicht ein Gewirr aus tentakelähnlichen Fühlern. [...] und aus dem Rücken schienen ihr fledermausartige Flügel zu wachsen."
Claiborne Boyd
in "Die Schlucht bei Salapunco"

Die vorstehend beschriebene Analyse hatte mich innerlich so aufgewühlt, dass ich vor weiteren Schritten erst einmal in der größten Bibliothek die mir zur Verfügung stand nach weiteren Informationen suchte.
Zunächst war ich überrascht. Anscheinend hatte noch niemand sich mit den Blüten dieser Pflanze in dieser Form beschäftigt. Wie wahrscheinlich ist das? Ganz selten nur ist man wirklich die erste Person, der ein Sachverhalt auffällig wird.
Was ist mit denen passiert, denen es schon früher aufgefallen war?
War ich im Fieber und phantasierte? Wie kann es angehen, dass die Naturkräfte, die Pflanzen wachsen liessen, eine erschafften, die Hinweise auf unglaubliche Wesen aus einer anderen Dimension (?), einem anderen Universum (?) oder unserem (?) eigenem Universum enthielt. War ich einem Scherz zum Opfer gefallen und untersuchte eine manipulierte Pflanze, in die jemand etwas gezeichnet hatte?
Neue Untersuchungen zeigten, dass nicht nur die eine Blüte diese Information trug, sondern alle Blüten dieser Pflanze. Manipulation schied aus. Evolution und Zufall konnten mich noch täuschen. Doch Nein, die Natur geht den Weg des Erfolges, es geht um die möglichst günstige Weitergabe von Informationen an die nächste Generation. Zeichnungen auf Pflanzen können einen Vorteil haben bei der Verbreitung von Pollen. Die Kapuzinerkresse wird aber in ihrer Heimat nur von einer speziellen Kolibriart besucht, die über einen langen Schnabel und eine lange Zunge den Nektar angeln, dabei aber mit den Pollen nicht in Berührung kommen. Ich dachte noch einmal über die interessanten Eigenschaften der Pflanze zur Verteidigung gegen Schädlinge (Viren, Bakterien, Pilze) nach. Offensichtlich musste ich in Betracht ziehen, dass die Gene dieser Pflanze absichtsvoll gestaltet wurden.
Aber kann das sein, was sich nun abzeichnete?

Ich merkte, dass ich viel zu wenig Informationen hatte. Gerade mal eine Blüte einer Pflanze. Ein paar Schnipsel Wissen aus unterschiedlichen Quellen. Jetzt brauchte ich die Fähigkeiten moderner Technik, um aus diesen Puzzleteilen die ganze Geschichte ableiten zu können.
Es war ein langer Weg zu einem alten Schulfreund. Zum Glück war er zuhause. Ein kleines zu Hause, eine Wohnung die so gestaltet war, dass es eine Küche mit einem riesigen Kühlschrank gab und anscheinend ein Lager von Festplatten. Ein Schlafzimmer war nicht zu erkennen. Mit bleichem Gesicht empfing er mich. Eine kurze Beschreibung meines Problemes brachte Farbe in sein Gesicht, die Augen fingen an zu leuchten.
Er erzählte mir, dass er seit vielen Jahren die Erkenntnis gewonnen habe, dass man nur genügend Informationen (er sagte "Daten") sammeln müsse und schon könne man Zusammenhänge erkennen, die sonst niemand sehen würde.

Seine Maschinen begannen zu summen. Mehr nicht, keine flimmernden Lichter, kein Gewitter, kein Vollmond. Langsam tauchte ein Bild auf einem Monitor auf, ähnlich denen, die meine Stegano-Analyse hervorbrachte.

Als erstes suchen wir Übereinstimmungen für die Persönlichkeit selbst. "Persönlichkeit?", fragte ich. Eine Blüte hat eine Persönlichkeit? "Nein", war seine Antwort, "du musst hinter das Offensichtliche schauen.". Er erklärte mir, bis jetzt habe er nur die Informationen, die ich lieferte "geschärft" und schon mal ein klareres Bild dessen erarbeitet, was ich gefunden habe.

Kapitel 3 Die Entdeckung des Kontextes


Einzelne, aber viele, Informationen wurden untersucht, ob sie irgendwie eine Beziehung zu meiner Blüte haben könnte. Ich wurde das Gefühl nicht los, in den Fängen eines Nerds geraten zu sein, der einfach nur etwas finden wollte, damit seine Sammelleidenschaft für Daten einen Sinn bekam.
"Wir finden jetzt den Kontext, in dem diese Monströsität lebt", brach es nach ein paar Minuten aus ihm heraus, "du siehst, es gibt 5 Kreise, die zu ihm in Beziehung stehen, 2 scheinen einen Schaden zu haben. Vielleicht sind auch nur meine Daten unvollständig.".
"2 sind beschädigt", klang es in mir nach. Nein, das gab keinen Sinn. Nach den mir bekannten Erzählungen muss es mehr Beschädigungen geben. Drei direkte Angriffe waren sicher dokumentiert, überlegte ich. Müde, ging ich erst einmal nach Hause. Dabei dachte ich über das nach, was ich gerade gehört hatte. In mir entstand das Gefühl, mich in eine Geschichte zu verrennen, bei der ich aus einer Mücke einen Elefanten machte. Ich beschloss, mich erst einmal mit anderen Dingen zu beschäftigen, bevor ich einer Paranoia erliege.

"Leben in ozeanischer Wüste"
Wissenschaftler haben bei Bohrungen in der Südsee festgestellt, dass in der Tiefe etwas atmet und die natürliche Radioaktivität als Ernergiequelle nutzt. Bohrungen in 70 Millionen Jahren altem Gestein...
Juli 2009, Max Planck Institute
"Etwas atmet unter dem Meeresgrund"
Wir weisen nun erstmals nach, dass in der Kruste Sauerstoff entnommen wird.
Juli 2013, Spiegel online

Nachrichten, aktuelle, drangen in mich und holten mich wieder in die Realität. Also doch! Das Ungeheuer, das Anfang des 20. Jahrhunderts intensiv bekämpft wurde, es liegt immer noch am Meeresgrund und träumt von seinem Reich. Verletzt, aber nicht zerstört.
Sie sollen aufhören, weiter in Sachen herumzustochern, von denen sie nichts wissen. Wie nur können sie gehindert werden?

Ich fühlte Fieber in mir aufsteigen und vor meinem benommenen Geist erschien einer dieser grauenhaften Helfer des Ungeheuers, lachte mich aus; nie würde ich den Ausbruch verhindern können.
Wo sollte ich anfangen die Zugänge zu finden, über die das Ungeheuer in meine Welt eindringen wollte? Ich studierte die unterschiedlichen Zeichnungen der Kapuzinerblüte und versagte, nichts war zu erkennen, was mir einen Hinweis gab.

Nachwort

Es blieb mir nichts anderes übrig, als meinen Freund noch einmal aufzusuchen.
Er hatte nicht auf mich gewartet. Er hatte weiter in "seinen Daten" gewühlt, sich noch verschiedene "besorgt" und war auf Abbildungen gestossen, die an Landkarten erinnerten:

"Undeutliche Küstenlinien" hörte ich ihn murmeln und "mit mehr Rechenkapazität sollte das zu knacken sein". Auf mein Nachfragen erfuhr ich, dass nach seiner Meinung von ihm 2 Orte identifiziert wurden, an denen als nächstes ein Ausbruchsversuch meines Ungeheuers zu erwarten wäre. Wieso wusste er von dem Ungehuer? Ich hatte ihm nichts gesagt. "Nicht nötig", bekam ich zu hören: "ich habe einfach mal nachgesehen, welche Bücher du in den Bibliotheken früher ausgeliehen hattest, deren Server waren nicht besonders geschützt.". Er lachte, sah meine ungläubigen Augen und ich musste lernen, dass mein Leben in "seinen" Daten enthalten war.

Mit den Worten "ich brauche jetzt nur noch meine Rechner arbeiten lassen und kann dir dann nächste Woche sagen, wo die Orte liegen, die hier angezeigt werden.
Ich habe ihn nie wieder gesehen. Angeblich wäre er wegen unerlaubter Datensammelei von der Polizei verhört worden und hätte aus Angst vor einer Verhaftung das Weite gesucht.
Jetzt sitze ich hier und zittere vor den nächsten Nachrichten vom Meeresgrund. Gleichzeitig versuche ich mir einzureden, dass mein Freund mit seinen "Daten" und "Informationen" einfach nur begierig meine Paranoia bedient hat. Er hatte Spaß an der Technik und ich an dem Gefühl etwas Grausigem auf der Spur zu sein.

Aber was stimmt jetzt? Wo ist mein Freund? Er könnte mir vielleicht auch erklären, weshalb mein Computer in letzter Zeit nicht mehr so richtig funktioniert.
Sofern nichts anderes angegeben:
Alle Zitate stammen aus "Auf Cthulhus Spur" von August Derleth