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Günter Marnau, Fotodesign

Ein Versuch über "draussen"

oder der 70. Geburtstag 


Seit längerem schon nehme ich "drinnen" und "draussen" wahr.

Auf der Geburtstagsfeier eines Freundes kam dieses Thema in mir erneut zum Erwachen. Er zeigte mir, was in vielen Jahren aus seinem Inneren in die Welt des Äußeren (für andere sichtbar) kam.

Mir kam eine Erinnerung an ein Bild zurück, das ich in den letzten Monaten des Jahres 2012 schuf. Es hatte den Namen "draussen scheint die Sonne" angenommen.



Jetzt muss ich denken über die ausgeprägt dualistische Form des "drinnen" und des "draussen". Bei "heiß" und "kalt" kann ich den Dualismus überwinden, indem ich mir ein Thermometer als lineare Darstellung von "heiß" und "kalt" vorstelle.

Bei "drinnen" und "draussen" bin ich aber als Beteiligter derjenige, der willkürlich Teile der Welt als "drinnen" und "draussen" benenne, so wie ich Teile eines Bildes verstecken oder hervorheben kann:



Ich variiere also meine Sicht auf die Welt nach meiner Vorstellung. Kann ich da einen linearen Weg von "drinnen" nach "draussen" finden?



Jedoch, wo "drinnen" ist, ist schon schwer zu beschreiben.

Kann jemand, der sich in unserem Universum aufhält überhaupt woanders als "drinnen" sein? "draussen" wo soll das sein? Jede Person hat das Recht und die Möglichkeit, sich oder jemand anderes als "draussen" zu verorten. Aber ist das nicht nur umgangssprachlich möglich, nicht aber in einem absoluten Sinne?



Ist es nicht eine Form von individueller Willkür, ohne Bezug zu einer wahren Realität? Seit die Sicherheitshinweise auf der Verpackung von Zahnstochern eine Notwendigkeit wurden, wissen wir, dass der vermeintliche Konsens über "bin ich in einem Irrenhaus oder ist das Irrenhaus um mich herum" nicht mehr aufrechterhalten werden kann.

Genauso wissen wir seit der Nutzung von statistischen Erkenntnissen, daß wir nicht in der Lage sind, zu beurteilen, ob wir Beobachter oder Beobachtete sind.

Jetzt wollte ich für mich eine Grenzlinie zwischen "drinnen" und "draussen" erkennen.



Das kann einem das Gehirn zum Kochen bringen! So viele Positionen in meinen unterschiedlichen Beziehungen zu Menschen und Organisationen. Erst drängte sich mir das Schichtbild einer Zwiebel auf: In immer weiter werdenden Ringen war fortlaufend eine neue Position zu "drinnen" und "draussen" zu finden. Irgendwie unbefriedigend

Dann habe ich meine Suche verlagert, von einer stillen inneren Betrachtung hin zu einer Einbeziehung meiner aktuellen Umgebung. Dort fand ich eine neue Position.



Ich war auf einem Schiff und ganz klar, statt Schatten an der Wand hatte ich hier knallharte, glasklare Beziehungen zu "drinnen" und "draussen". Draussen = Wasser, Drinnen = kein Wasser. Dazwischen eine klare Trennlinie aus Metall. Einfach ein Fakt. Keine erkenntnistheoretische Hinführung mit endloser Diskussion über endlose Möglichkeiten.

Beruhigend, entspannend. Ein warmes Gefühl von Zufriedenheit.



Ein anderes Bedürfnis trieb mich auf die Toilette. Abrupt wurde ich konfrontiert mit Lücken in der scheinbar so klaren Trennwand zwischen "drinnen + draussen": Bullaugen mit der Möglichkeit, diese zu öffnen und zu schliessen. Lücken, durch welche die so herbeigesehnte klare Trennung wieder aufgehoben wurde.

Ja, wirklich, ich sah mich um und entdeckte die Möglichkeit beliebig Löcher in die Schiffswand (Die Trennwand zwischen "drinnen + draussen") zu setzen. Es gab mehrere Bullaugen. Prompt war die frisch erworbene Zufriedenheit nicht mehr da. Sie zerstob wie Sternenstaub.



Genau so schnell kam aber wieder die Beruhigung. Was war denn ein Bullauge, gar ein geöffnetes? Nichts anderes als ein Zugang zu einer Höhle.

Egal auf welcher Seite des Bullauge ich stand, immer führte der Weg durch das Bullauge hinein, nach drinnen und nicht in ein "draussen".



Lichtstrahlen warfen von ihnen transportierte Informationen auf meinen Sehnerv und erschufen in meinem Kopf Schatten hinter der Trennwand.

Da aber über Schatten an der Wand die Realität nicht beschrieben werden kann, war klar: Der erste Eindruck von den Bullaugen als Löcher in der Trennung von "drinnen" und "draussen" war falsch.



Ich muss nur aufpassen, dass in der Reduktion der Erinnerung immer eine Schraube erhalten bleibt, die festgezogen sicherstellt, daß das Bullauge nicht aufgeht oder die Trennwand einfach verschwindet.



Da draussen ist mein Garten, in dem ich drinnen bin.